Erstellen von Expert-Systemen mit dem Hilfsprogramm Expert Advisor Visual Wizard

molanis | 20 April, 2016

Einleitung

Das MetaTrader 5-Hilfsprogramm Expert Advisor Visual Wizard bietet eine höchst verständliche intuitive grafische Umgebung mit einer umfangreichen Auswahl vorgefertigter Programmblöcke für den Handel, die die Erstellung automatischer Handelssysteme (hier: Expert-Systeme) zu einer Sache von Minuten machen. Programmiererfahrung und die Kenntnis der Programmiersprache MQL5 sind nicht erforderlich.

Die auf Anklicken, Ziehen und Ablegen (click, drag and drop) beruhende Arbeitsweise des Expert Advisor Visual Wizard ermöglicht die Erstellung grafischer Abbildungen von Handelsstrategien und -signalen wie bei der Arbeit mit Papier und Bleistift. Diese Handelsdiagramme werden automatisch von dem von Molanis entwickelten MQL5-Codegenerator analysiert und in einsatzbereite Expert-Systeme übersetzt. Die interaktive grafische Umgebung vereinfacht die Planung und beseitigt die Notwendigkeit des Schreibens von MQL5-Code.

Mit dem visuellen Expert Advisor-Assistenten reichen drei Schritte zur Erstellung eines Expert-Systems für den Handel:

Abbildung 1. Grundlagen der Arbeit mit dem Expert Advisor Visual Wizard

Abbildung 1. Grundlagen der Arbeit mit dem Expert Advisor Visual Wizard


1. Das Handelsdiagramm

Bei einem Handelsdiagramm handelt es sich um die grafische Darstellung eines Expert-Systems. Es veranschaulicht den Vorgang der Entscheidungsfindung des betreffenden Systems. Handelsdiagramme bestehen aus Handelsblöcken, die miteinander zu komplexen Expert-Systemen verknüpft werden.

Das Einzige, was zum Anlegen eines Handelsdiagramms benötigt wird, ist das Hinzufügen von Handelsblöcken, die Einstellung ihrer Parameter sowie ihre Verbindung miteinander.

Eine Strategie auf der Grundlage der Schnittpunkte der gleitenden Durchschnittswerte (Moving Average-Strategie)

In der Regel beruhen auf Strategien mit zwei gleitenden Durchschnittswerten aufsetzende Expert-Systeme auf folgenden Handelsbedingungen:

  • Kaufen, wenn der schnelle gleitende Durchschnittswert (mit kurzem Zeitraum) über dem Durchschnittswert des langen Zeitraums liegt (die rote Linie verläuft oberhalb der grünen)
  • Verkaufen, wenn der schnelle gleitende Durchschnittswert unter dem Durchschnittswert des langen Zeitraums liegt (die rote Linie verläuft unterhalb der grünen)

Abbildung 2. Die Kauf- und Verkaufssignale „Buy“ und „Sell“

Abbildung 2. Die Kauf- und Verkaufssignale „Buy“ und „Sell“

Statt viel Zeit auf die Programmierung dieses automatischen Handelssystems zu verwenden, kann mit dem Expert Advisor Visual Wizard in Sekundenschnelle ein Handelsdiagramm angelegt werden, das die Strategie auf der Basis der Überscheidung von zwei gleitenden Durchschnittswerten abbildet.

Wir rufen den Assistenten Expert Advisor Visual Wizard auf:

Das Hilfsprogramm Expert Advisor Visual Wizard

Abbildung 3. Das Hilfsprogramm Expert Advisor Visual Wizard


A. Wir platzieren einige technische Analyseblöcke (TA) in dem Handelsdiagramm:

Abbildung 4. Hinzufügen von TA-Blöcken

Abbildung 4. Hinzufügen von TA-Blöcken

Zur Festlegung der Handelsbedingungen für die Strategie reichen ein Mausklick auf das jeweilige „TA“-Symbol und die anschließende Einstellung der unten abgebildeten Parameterwerte:

Die Eröffnungsparameter für eine lange Position (oder die Kaufbedingung Buy):

Abbildung 5. Eröffnungsparameter für eine lange Position (Buy)

Abbildung 5. Eröffnungsparameter für eine lange Position (Buy)

Die Eröffnungsparameter für eine kurze Position (oder die Verkaufsbedingung Sell)

Abbildung 6. Eröffnungsparameter für eine kurze Position (Sell)

Abbildung 6. Eröffnungsparameter für eine kurze Position (Sell)

B. Platzierung der Blöcke „BUY“ und „SELL“ mittels Ziehen und Ablagen (Drag and drop) in dem Handelsdiagramm:

Abbildung 7. Erweiterung des Handelsdiagramms um die Blöcke „Buy“ und „Sell“

Abbildung 7. Erweiterung des Handelsdiagramms um die Blöcke „Buy“ und „Sell“


Wir legen die Größe der Position (lot size), die Grenzparameter Take Profit und Stop Loss sowie den Wert für die automatisch nachgezogene Grenze, den Trailling Stop, für unser Expert-System wie in Abbildung 8 angegeben fest:

Einstellungen für den Handelsblock „Buy“

Abbildung 8. Einstellungen für den Handelsblock „Buy“


Wir wiederholen den Vorgang für den Verkaufsblock „Sell“:

Abbildung 9. Einstellungen für den Handelsblock „Sell“

Abbildung 9. Einstellungen für den Handelsblock „Sell“


C. Wir verbinden alle Blöcke miteinander und erhalten das in Abbildung 10 wiedergegebene Handelsdiagramm:

 

Abbildung 10. Die Verknüpfung der Blöcke

Abbildung 10. Die Verknüpfung der Blöcke


2. Erstellen des Programmcodes für das Expert-System

Wenn das Handelsdiagramm fertig ist, muss der Programmcode für das Expert-System angelegt werden. Dazu klicken wir in dem Untermenü „Handelsdiagramm“ (Trading Diagram) des Hauptmenüs auf den Punkt „MQL5-Code erstellen“ (Generate MQL5 Code):

Abbildung 11. Erstellen des MQL5-Codes für das Expert-System

Abbildung 11. Erstellen des MQL5-Codes für das Expert-System



Das Hilfsprogramm Expert Advisor Visual Wizard wandelt das Handelsdiagramm in ein voll einsatzfähiges Expert-System um. Zudem verschafft es uns Zugang zu dem resultierenden Programmcode für das Expert-System in MQL5:


Abbildung 12. Erfolgreich in MQL5 übersetzter Code für das Expert-System

Abbildung 12. Erfolgreich in MQL5 übersetzter Code für das Expert-System



3. Handeln mit der MetaTrader5-Instanz auf dem Ausgabegerät (Terminal)

Ist der Code für das Expert-System erst einmal angelegt, so steht es in der MetaTrader 5-Anwendung für den Handel zur Verfügung. Zunächst verknüpfen wir ihn mit einem Diagramm.

Abbildung 13. Eingangsparameter des Expert-Systems

Abbildung 13. Eingangsparameter des Expert-Systems

Alle mit dem Programm von Molanis entwickelten Expert-Systeme weisen folgende Einstellungen auf:

  • Handeln anhand von Balken oder bei Kursänderungen (Trading bars or ticks);
  • Nur Signalgabe, ohne zu handeln (Alert mode);
  • 4 oder 5 Nachkommastellen (decimals);
  • Zeitfilter (Time filter);
  • ECN-Aufträge (Orders);
  • Handelsmengenobergrenze (Maximum volume size);
  • Prozentuale Risikobegrenzung (Maximum percentage at risk);
  • Positionsgrößenverwaltung (Lot size management).

4. Erstellen auf benutzerdefinierten Indikatoren beruhender Expert-Systeme

Strategie der Durchbrechung der Preiskanalspanne

Der Grundgedanke der Tätigkeit des Expert-Systems: Positionen werden eröffnet, wenn der Kurs die Kanalgrenzen durchbricht. Um dieses Expert-System anzulegen, benötigen wir den von Sergej Gricaj entwickelten benutzerdefinierten Indikator Price Channel.

Dieser gut programmierte benutzerdefinierte Indikator kann mithilfe der Schaltfläche „Import Custom Indicator“ mühelos in das Expert-System eingefügt werden.

In dem technischen Analyseblock (TA) muss die Verwendung des benutzerdefinierten Indikators eingerichtet werden, indem „Custom Indicator – iCustom“ ausgewählt und anschließend die Schaltfläche Import Custom Indicator betätigt wird.

Abbildung 14. Bearbeitung der Handelsbedingungen

Abbildung 14. Bearbeitung der Handelsbedingungen

Wählen Sie den benutzerdefinierten Indikator aus, der importiert werden soll.

Die benutzerdefinierten Indikatoren müssen sich in dem Indikatorverzeichnis befinden (terminal_data_folder_\MQL5\Indicators).

Abbildung 15. Importieren eines benutzerdefinierten Indikators

 

Abbildung 15. Importieren eines benutzerdefinierten Indikators

Die Funktion für den Import benutzerdefinierter Indikatoren analysiert den Code des jeweiligen Indikators und erstellt auf seiner Grundlage einige Arbeitsweisen (Signale) und Parameter für den Indikator. Mithilfe dieser Funktion können weder die Arbeitsweise noch der Verschiebungsparameter für den Indikator ausgewählt werden, das müssen Sie schon selbst tun. Wir gehen davon aus, dass Sie die Arbeitsparameter Ihres Expert-Systems kennen.

Abbildung 16. Der Indikator wurde erfolgreich importiert

Abbildung 16. Der Indikator wurde erfolgreich importiert

Nach Abschluss des Importvorgangs können die Handelsbedingungen in dem Expert-System eingerichtet werden.

Für den Verkauf:

Abbildung 17. Handelsbedingungen für den Verkauf

Abbildung 17. Handelsbedingungen für den Verkauf

Für den Kauf:


Abbildung 18. Handelsbedingungen für den Kauf

Abbildung 18. Handelsbedingungen für den Kauf

Durch die Verknüpfung der Blöcke erhalten wir ein Diagramm wie in Abbildung 19:


Abbildung 19. Das Expert-System

Abbildung 19. Das Expert-System


Fazit

Das Hilfsprogramm Expert Advisor Visual Wizard ist ein praktisches Werkzeug, um in wenigen Minuten ein Expert-System anzulegen. Auf der Grundlage des Artikels 20 Handelssignale in MQL5 haben wir 15 Beispiele entwickelt, mit denen Sie sich auf unserer Webseite unter Expert Advisors for MT5 - Examples unbedingt vertraut machen sollten.

Im Anhang zu dem hier vorliegenden Beitrages finden Sie den Programmcode für das 1. Beispiel, die hier in Abschnitt 1 beschriebene einfache Strategie der Überschneidung zweier gleitender Durchschnittswerte. Die in Abschnitt 4 zur Veranschaulichung des Importvorgangs für benutzerdefinierte Indikatoren verwendete Strategie der Durchbrechung der Preiskanalspanne befindet sich in Beispiel 7.

Handelsstrategien (15 Beispiele):

  1. Der einfache gleitende Durchschnittswert (SMA);
  2. Der mehrwährungsfähige einfache gleitende Durchschnittswert (MCSMA);
  3. Der einfache gleitende Durchschnittswert für mehrere Zeiträume (MTSMA);
  4. Der erweiterte einfache gleitende Durchschnittswert für mehrere Zeiträume (MTASMA);
  5. Die Überschneidung gleitender Durchschnittswerte (Moving Average Crossover);
  6. Die Überschneidung der Haupt- und der Signallinie von MACD;
  7. Die Durchbrechung der Preiskanalspanne;
  8. Die Strategie des Überkaufs/Überverkaufs anhand des Indikators RSI;
  9. Das Verlassen der Überkauf-/Überverkaufsbereiche für den Indikator CCI;
  10. Das Verlassen der Überkauf-/Überverkaufsbereiche für den Prozentbereichsindikator von Williams (Williams Percentage Range);
  11. Das Zurückprallen von den Grenzen der Bollinger-Bänder;
  12. Die adaptive Kanaldurchbrechung ADX (Adaptive Channel Breakthrough) unter Verwendung eines benutzerdefinierten Indikators;
  13. Das Zurückprallen von den Grenzen des Standardabweichungskanals unter Verwendung eines benutzerdefinierten Indikators;
  14. Die NRTR-Trendänderung unter Verwendung eines benutzerdefinierten Indikators;
  15. Die Ermittlung einer Trendänderung mithilfe des AMA-Indikators für den adaptiven gleitenden Durchschnittswert.